Kinder- und Jugendhilfe in der bayerischen Caritas Bericht für die Freisinger Bischofskonferenz
November 2014 Auszug Der diesjährige Bericht für die Freisinger Bischofskonferenz stellt ein einziges Thema in den Mittelpunkt:
Die jungen Flüchtlinge, insbesondere diejenigen, die als Minderjährige und sehr oft unbegleitet zu uns nach Bayern kommen, weil sie hier Sicherheit, Schutz und Perspektiven für ein menschenwürdiges Leben zu finden hoffen.
Das Motiv für diese Fokussierung hängt mit der aktuellen Situation zusammen: Die massiv steigenden Zahlen und ein Systemwechsel in der Unterbringung der sogenannten umF (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) haben dazu geführt, dass für die katholischen Träger der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort wie für uns auf Landesebene die Sorge um diese Gruppe junger Menschen zu einem dominanten Thema wurde. Politik und Verwaltung haben in diesem Rahmen Anforderungen an die Caritas, an ihre Verbände mit ihren Einrichtungen formuliert, denen wir im Verbund gerecht zu werden versuchen. Darüber möchten wir aus der Perspektive unserer unterschiedlichen Handlungsfelder berichten.
Freie Träger der Jugendhilfe haben mittlerweile in ganz Bayern flächendeckend ein Netz von Einrichtungen zur Inobhutnahme und Folgeunterbringung aufgebaut.
Spracherwerb, Schulbildung und Berufsausbildung sind wichtige Bausteine zur Perspektiventwicklung für die umF. Die Erfahrung zeigt allerorten, dass diese jungen Menschen in aller Regel außerordentlich wissensdurstig, lernbegierig und fleißig sind. Daher ist zu begrüßen, dass im Schuljahr 2014/2015 ca. 180 Klassen mit rund 3.000 Plätzen für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge an 65 Berufsschulen in ganz Bayern zur Verfügung stehen werden. Hier kann die schulische Ausbildung samt Erwerb basaler Sprachkenntnisse gut umgesetzt werden.
Ein starker Auf -und Ausbau von Clearingangeboten und Unterbringung findet in stationären Einrichtungen und Diensten der Kinder und Jugendhilfe statt. Hier werden die zumeist hoch traumatisierten jungen Menschen in spezialisierten Wohn- und Gruppenangeboten versorgt und pädagogisch betreut. Die Traumatisierungen und deren Folgen zeigen sich häufig erst nach einigen Wochen oder gar Monaten. Von Bedeutung dabei ist eine adäquate, fachlich versierte Betreuung durch Pädagoginnen und Pädagogen, die die minderjährigen Flüchtlinge dabei unterstützen, das Erlebte zu verarbeiten, sich zu stabilisieren und sich sukzessive eine Zukunftsperspektive zu erarbeiten. Im Unterschied zu deutschen Kindern und Jugendlichen, die in stationären Einrichtungen untergebracht sind, haben junge Flüchtlinge in der Regel keine Familienangehörigen im Land. Das heißt in der Konsequenz, dass die Jugendlichen rund um die Uhr und über das gesamte Jahr in den Einrichtungen präsent sind und Unterstützung benötigen.
Weiter sind die Jugendmigrationsdienste zu nennen. Die Jugendmigrationsdienste sind anerkannte Fachstellen zur Begleitung und Beratung junger Menschen mit Migrationsgeschichte, um ihnen eine bestmögliche soziale, schulische und berufliche Eingliederung zu ermöglichen. Sie sind von ihren Ressourcen - alleiniger Kostenträger ist hier der Bund - nicht darauf ausgelegt, nun auch noch stetig steigende Zahlen junger Flüchtlinge in ihrem Eingliederungsprozess zu begleiten. Sie übernehmen diese Aufgabe, weil sie so dringend nötig ist, vor Ort dennoch, so gut es geht, indem sie beraten, vermitteln, vernetzen und Gruppenangebote machen. In der Regel sind die Mitarbeitenden der Jugendmigrationsdienste nicht für die vertiefte Beratung in asyl- oder aufenthaltsrechtlichen Fragestellungen ausgebildet.
Auch die Kindertageseinrichtungen müssen sich inzwischen auf kurzfristige Aufnahmen der Kinder einstellen. Das heißt oftmals, dass weder Kinder noch Familien in der Kindertageseinrichtung darauf vorbereitet werden können. Die Verweildauer der Flüchtlingskinder in den Einrichtungen, die sich in der Nähe der Unterkünfte für Flüchtlinge befinden, ist eher unbestimmt und endet oftmals plötzlich. Die Einrichtungen stellen sich zunehmend auf einen Wechsel der Kinder ein und müssen sich konzeptionell neu ausrichten. Erschwert wird der Kontakt mit Eltern und ihren Kindern durch die mangelnde sprachliche Verständigung. Vor Ort in den Einrichtungen ist ein hohes Maß an Übersetzungshilfen erforderlich. Die Kosten hierfür sind von den Trägern vor Ort zu schultern, sofern dies nicht durch ehrenamtliches Engagement aufgefangen werden kann.
Die steigende Aufnahme von Kindern aus Flüchtlingsfamilien stellt die Kindertageseinrichtungen, die Jugendsozialarbeit, das Jugendwohnen und die Einrichtungen der Hilfe zur Erziehung vor weitreichende Herausforderungen und Problemlagen. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Dienste benötigen in dieser Situation umfassende Unterstützung, um der Verantwortung für diese Aufgabe gerecht zu werden. Fachkräfte benötigen sowohl Fortbildungen für den Umgang mit Flüchtlingskindern und traumatisierten Kindern, Beratung und Supervision für die Betreuung der Kinder und ihrer Familien sowie eine spirituelle und pastorale Begleitung. Unsere katholischen Einrichtungen leisten hier einen wertvollen Beitrag um den Dialog der Kulturen und letztendlich Integration zu stärken. Sie setzen sich im Sinne einer interkulturellen Öffnung sowohl für den nachhaltigen Kinderschutz als auch für die Verbesserung der Chancen und Perspektiven junger Flüchtlinge durch Hilfen vor Ort ein.
Wir danken allen Verantwortlichen der Kirche in Bayern, allen voran den Bischöfen mit ihren überzeugenden Worten und ihrem überzeugten Handeln für jeden engagierten, praktischen und politischen Einsatz für die jungen Flüchtlinge.
Die Pressemitteilung zur Freisinger Bischofskonferenz finden sie hier:
http://www.erzbistum-muenchen.de/Page006352_27340.aspx