so Michael Eibl, Vorsitzender des Landesverbandes katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe in Bayern e.V.(LVkE). Deshalb hat sich der LVkE an seine Bundesorganisation (BVkE)gewandt, damit sich auch in den anderen Bundesländern die katholischen Einrichtungen frühzeitig auf die Aufnahme der minderjährigen Flüchtlinge vorbereiten. Von unseren Kollegen haben wir bereits erste positive Signale erhalten, freut sich Petra Rummel, Geschäftsführerin des LVkE.
Unter dem Gesichtspunkt Kindeswohl zu schützen und zu stärken hat Bayern die Bundesratsinitiative zur Debatte der bundesweiten Verteilung angestoßen. Dieses Gesetz ist nun auf dem Weg gebracht worden und es soll ab 01.01.2016 in Kraft treten. Die Zeit bis dahin wollen die katholischen Träger nutzen, um sich darauf vorzubereiten "Wenn die umF weiterhin gut versorgt werden sollen, benötigen wir die Solidarität aller Bundesländer. Und es ist absolut notwendig, schon jetzt mit dem Aufbau von Strukturen potenziell neuer Einrichtungen zu beginnen. Gerne geben wir auch unser Wissen und unsere Erfahrungen an interessiert Einrichtungen weiter. Wir sind davon überzeugt, dass eine bundesweit gemeinsam getragene Verantwortung dem Wohl der jungen Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen dient, " so Eibl. " Bei den Erwartungen an uns spüren wir ein großes Spannungsfeld vom Wunsch, die jungen Menschen bereits nach wenigen Wochen auszubilden bis hin zur Abschreckung, dass nicht immer mehr kommen. Unsere Orientierung ist das Wohl von Menschen, die dringend Hilfe brauchen."
Die bisherige Bilanz der katholischen Träger kann sich sehen lassen: Die Gesamtzahl der Plätze in der stationären katholischen Jugendhilfe inkl. Jugendwohnen in Bayern beläuft sich aktuell auf ca. 6.500, davon werden ca. 1500 für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bereit gehalten. Diese Zahlen skizzieren, dass in der Kinder- und Jugendhilfe in den letzten 1,5 Jahren enorm viel geleistet wurde, die Plätze insgesamt haben sich mehr als verdoppelt. Viele neue Einrichtungen wurden innerhalb kürzester Zeit aufgebaut. Das Engagement von öffentlichen und freien Trägern, und nicht zu vergessenen, das der ehrenamtlichen Helfer, hat dazu beigetragen, die umF bedarfsgerecht zu versorgen. Dennoch: "Wir sind an den Grenzen unserer Kapazität" angelangt. Wir unterscheiden momentan zwischen Inobhutnahme/Clearing, Anschlussmaßnahmen und "humanitäre Hilfe im Rahmen der Jugendhilfe". Dies bedeutet existentielle Grundversorgung - eine Unterkunft, etwas zu essen, medizinische Versorgung. Ziel ist, die Jugendlichen möglichst schnell in regulären Maßnahmen der Jugendhilfe mit qualifizierter Betreuung unterzubringen.
Bereits 2014 sind die Zugangszahlen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (umF) in Bayern im Verhältnis zum Vorjahr enorm angestiegen. Von 575 auf 3.400 umF. Die Zugangszahlen sind im Vergleich zum letzten Jahr nun wiederum extrem angestiegen. Es werden über 10.000 junge Menschen mit Fluchthintergrund in Bayern erwartet. Dazu ist anzumerken, dass die bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen, insbesondere das Kinder-und Jugendhilfegesetz - hier das SGB VIII - in seiner derzeitigen Ausgestaltung nicht auf diese extremen Zugangszahlen ausgerichtet ist.
20.07.2015
P. Rummel